Heinz Podgurski |
Malerei Grafik |
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Mein Prinzip ist der ZufallZum malerischen Werk der letzten 20 Jahre von Heinz PodgurskiEs gibt kaum jemanden, der sein Handwerk so beherrschte wie er – und kaum jemanden, der in den späteren Jahren seines Lebens alles handwerklich Gelernte so missachtet hat wie er.Bis in die 1970er Jahre hinein malte Heinz Podgurski gut durchkomponierte, gefällige Stilleben, Blumen und Landschaften – häufig von seinen Italienreisen oder Parisbesuchen inspiriert. Nach seiner Pensionierung 1972 begann er allmählich seine Palette zu erweitern: er experimentierte mit Formen und Farben und verzichtete immer häufiger auf Motive, ließ sich vom Informel und den amerikanischen Expressionisten beeinflussen. In den 80ern konnte er endlich sagen: "Mein Prinzip ist der Zufall!" Das, was ihm an Farbe und Formen zufiel, organisierte er mal wild, mal kalkuliert, ohne sich dabei in eine Schublade einordnen zu lassen. Gerade die Bandbreite seines Schaffens machte ihm Spaß. Sich auf einen Stil festzulegen, wäre für ihn das Langweiligste auf der Welt gewesen. Heinz Podgurski malte nicht für ein Publikum, er malte für sich, oder um des Malens willen. Malen war Selbstzweck, ständige Herausforderung, seine große Liebe. Er malte hauptsächlich nachts, wenn alle schliefen und er das Gefühl hatte, ungestört und allein auf der Welt zu sein. Er malte nicht nach der Natur, auch nicht nach erinnerten Eindrücken, sondern Farbkleckse oder Kreidestriche waren immer Ausgangspunkt seiner Arbeit. Akzeptanz oder Verwerfung des Zufalls führten dabei zu einem Prozess, den er beobachtete, von dem er sich überraschen ließ, und der manchmal Assoziationen an die sichtbare Welt aufkommen ließ. Die letzten 20 Jahre arbeitete er wie ein Besessener. Er wollte wissen, was noch in ihm steckte. Er wollte beim Malen vergessen, was er wusste, um zu erfahren, wozu er fähig war. Wenn er kein Papier mehr hatte – Papier war sein bevorzugter Malgrund – übermalte er die eigenen Bilder, egal wie gelungen und originell sie waren. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er einen "Horror" vor leeren Blättern, d.h. er bevorzugte es, auf bereits vorpräparierten Flächen zu malen. Er brauchte irgendeinen Anhaltspunkt, von dem er assoziativ weiter gestalten konnte. Das konnten seine eigenen Bilder sein (leider!), aber auch Illustrationen aus Zeitschriften, Plakate, gefärbte Blätter dienten ihm als Impuls. "Retten" konnte man Arbeiten nur, wenn man sie verkaufte oder ihm wegnahm. Dann war er ziemlich sauer. Denn obgleich er Hunderte von Bildern besaß, kannte er jedes – aber das einzelne Bild war nicht wichtig genug, um aufgehoben zu werden. Dieser uneitlen Haltung sind bestimmt 40 % seiner Arbeiten "zum Opfer gefallen". Somit begannen in den 90er Jahren die Bilder sich wie in einer Endlosschleife immer wieder zu verändern und zu erneuern – sie wurden nie oder nur vorläufig fertig. Alles was an Farben auf seinem Arbeitstisch vorhanden war, wurde auch verwendet. Wasserfarben auf Öl, Ölkreide auf Tempera, Bleistift noch obendrauf, dann blätterte alles ab, und er ließ sich vom abblätternder Farbe wieder neu inspirieren. Gingen ihm mal die Farben aus und er hatte beispielsweise nur noch einen gelben oder blauen Ölkreidestift, dann wurde eben nur noch mit blauer oder gelber Ölkreide experimentiert. Er konnte nicht warten, bis neue Farben gekauft waren und sein Sortiment aufgefüllt wurde. Oftmals weisen seine Blätter Löcher auf, die entstanden, wenn ihm die glühende Asche seiner stets im Mundwinkel hängenden Zigarette aufs Papier gefallen war. Diese Verbrauchs- und Gebrauchsspuren sind auf den meisten Arbeiten zu finden. Wie eine Patina erzählen sie von immer und immerwährender Bearbeitung und die dadurch entstandene Abnutzung des Materials. Für ihn war die Malerei ein nie endendes Experiment, das ihn lebendig und atemlos hielt. Er malte bis zum letzten Atemzug und starb sozusagen mit dem Pinsel in der Hand im Alter von fast 90 Jahren. Fee Podgurski |
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